Am 18. August 1882 feierte die hiesige israelitische Gemeinde die Einweihung ihrer neuen Synagoge in der Viehweidgasse 39 (heute Bahnhofstraße). „Neu“ wurde dieses
jüdische Bethaus deshalb genannt, weil es einen Vorläufer hatte im sogenannten „Storchennesthaus“ in der Bachgasse 4.
„Die ungeheure Menschenmenge, die von allen Seiten aus der Umgegend herbeigeströmt war, das herrliche Wetter, das diese religiöse Weihe begünstigte, und die Kräfte,
die bei dieser Feier mitwirkten, das Alles trug dazu bei, dem Ganzen einen glänzenden Verlauf zu geben.“ (Zeitschrift „Der Israelit“ vom 7.9.1882)
Dieser Glanz währte nicht lange, denn nach wenigen Jahrzehnten wurde das friedliche Zusammenleben der Religionen durch den aufkommenden Nationalsozialismus jäh
beendet, die jüdische Gemeinde immer weiter dezimiert und schließlich gänzlich vertrieben, ermordet, ausgelöscht. Die endgültige Zäsur stellte die Pogromnacht des
9. November 1938 dar.
Doch schon in den Jahren zuvor war das jüdische Leben in Urberach und Ober-Roden immer mehr zum Erliegen gekommen. Mit einiger Wahrscheinlichkeit kann deshalb davon
ausgegangen werden, dass der letzte Gottesdienst in der „neuen Synagoge Urberach“ im Jahre 1935 stattgefunden hat (s.a. Alemannia Judaica, Stand 18.5.2015).
Der Verkauf des Bethauses durch die verarmte jüdische Gemeinde an einen Privatmann erfolgte dann auch noch vor der sogenannten Reichskristallnacht im Jahre 1938. Möge uns die Erinnerung an unsere
entrechteten, verletzten, vertriebenen und getöteten Mitbürgerinnen und Mitbürger jüdischen Glaubens Ansporn und Kraft geben, eine Zukunft in Menschlichkeit und Würde zu gestalten!